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Birgit Mallow Organisationsentwicklung und Prozessberatung
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(Gilbert Probst)

Transformation - oder Transformationstheater?

Der Blogbeitrag meines großartigen Netzwerk-Kollegen Heiko Bartlog zum #projektfreiraum inspiriert mich zu einem eigenen Beitrag. Ich knüpfe hier direkt an die Gedanken von Heiko zum Agilen Transformationstheater an:

 

Der "agile Hype" bringt es auch nach meiner Beobachtung mit sich, dass agiles Arbeiten in Projekten oder Linie z.T. sehr unreflektiert eingesetzt wird.

Ausgerechnet das viel gescholtene Scaled Agile Framework™, dem ich in so manchen Punkten auch nicht unkritisch gegenüber stehe, liefert hier das richtige Stichwort im SAFe® Lean-Agile Principle #1 „Take an economic view“.

Das heißt, es geht in einer (Agilen) Transformation um die Fragen: Rechnet sich das, was wir tun? Ist die geplante Veränderung nützlich? Bringt das unsere Produkte/Services und uns als Organisation wirklich voran? Gute Antworten auf diese Fragen finden wir, wenn wir nach einer Balance der verschiedener Einflussfaktoren suchen.
Und natürlich gilt: Agile Werkzeuge wie Scrum, Kanban oder die verschiedenen Skalierungsframeworks sind nicht für jede Problemstellung und jedes Projekt der Heilsbringer.

 

 

Agile Werkzeuge sind großartig und sehr wirksam, wenn wir sie an der richtigen Stelle und in geeigneter Form einsetzen.

 

 

Bei der Einführung der neuen agilen Arbeitsweisen sind nach meiner Erfahrung Experimente sehr sinnvoll, wenn sie ernsthaftes Verproben und nicht nur Alibi sind. Am besten basieren sie auf einer kurzen (schlanken!) Analyse der Ausgangssituation, in der die wichtigsten Pain Points und ihre vermutlichen Ursachen identifiziert werden. Dabei ist auch der Kontext zu berücksichtigen (Produkt und seine Struktur bzw. Art des Service, Markt und Kunden, regulatorische Rahmenbedingungen etc.). Darauf aufbauend formulieren wir Hypothesen, wie die Probleme oder Herausforderungen gelöst oder vielleicht auch einfach nur etwas besser gehandhabt werden können. Die Hypothesen verproben wir mit einem geeigneten "Experiment", nicht ohne zuvor unsere Erwartungen zu den Wirkungen festzuhalten und zu definieren, woran wir einen Erfolg erkennen wollen. In der Praxis können das sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte sein. Das Experiment findet in einem "geschützten" Bereich statt, kann aber durchaus mehrere Monate dauern und mehrere Teams betreffen.

 

Ein konkretes Beispiel aus einer Agilen Transformation, die ich letztes Jahr begleitet habe:
Die Software-Entwicklung eines Konzerns stellte den Nutzen ihres hohen Planungsaufwands für die Projekte in Frage, zumal die Planungen quasi nie der späteren Projektrealität entsprachen. Die Hypothese war, dass Agiles Arbeiten mit Skalierung abhelfen kann. Und dies wurde in einem Experiment mit 3 Teams über 6 Monate verprobt.
Ergebnis: Durch den konsequenten Einsatz agiler Arbeitsweisen konnte der Planungsaufwand nachweislich auf ca. 35% des bisherigen Aufwands reduziert werden. Zugleich gab es noch weitere positive Nebeneffekte: messbar gestiegen sind mittlerweile Produktqualität, Mitarbeiterzufriedenheit und Termintreue.
Natürlich hat das Unternehmen für diesen Nutzen auch einen "Preis" bezahlt: leichte Produktivitätseinbußen in der Anfangszeit, weil neue Methoden und Praktiken gelernt werden mussten. Auch Selbstorganisation im Team will geübt werden und agile Werte und Prinzipien stellen so manche liebgewonnene Gewohnheit auf allen Ebenen auf den Prüfstand...
Nebenbei hat sich auch der Projektbegriff verändert: Projekte werden jetzt produktorientiert definiert und als große "Themen" in die Hände stabiler agiler Teams gegeben und nicht mehr Menschen den Projekten zugeordnet. Das ist ein maßgeblicher Faktor, um zu einem gleichmäßigen produktiven Arbeitsfluss zu kommen.
Jetzt geht die Organisation in der agilen Transformation weiter, in kleinen Schritten und immer am Nutzen für die Wertschöpfung orientiert.

 

 

In einer agilen Transformation geht es um bessere Wege für mehr Wertschöpfung im Unternehmen.

 

 

Agile Werkzeuge tragen zur Wertschöfpung bei - wir müssen die Werkzeuge nur für den richtigen Zweck und auf die geeignete Art und Weise einsetzen.

Agiles #Transformationstheater dagegen ist nur Verschwendung!


Bild: PeeF / pixelio.de

 

Wenn Unternehmen Transformationstheater in Projekten oder Linie bemerken, sind sie gut beraten zu forschen, was die Ursache dafür ist.
Setzen wir die neuen Werkzeuge überhaupt für einen Kontext ein, in dem sie nützlich sein können?
Meine Erfahrung ist auch: Beobachtbares Verhalten ist in einer Organisation in der Regel vernünftig. Was genau also macht es vernünftig, eine Transformation nur als Theater zu inszenieren? Nun gibt es sicher keine offizielle Regel, die zu Theater und damit zu Verschwendung auffordert. Aber so manche gut gemeinte Regel hat ungeahnte Nebenwirkungen und wirkt sich kontraproduktiv aus. Und es gibt noch die ungeschriebenen Spielregeln, unbewusste Überzeugungen - all das, was wir Unternehmenskultur nennen. Zu jeder gut begleiteten Transformation gehört deshalb auch, diese Aspekte mit zu berücksichtigen und nach Instrumenten der Unternehmenssteuerung zu forschen, die unerwünschtes Verhalten auslösen. Aber das ist der Stoff für einen eigenen Blog.

 

 


Sie überlegen, ob agiles Arbeiten für Ihr Unternehmen nützlich sein kann? Sie stehen vor einer Digitalen oder Agilen Transformation? Dann sprechen Sie mich an, ich kann Sie mit meiner Erfahrung und meinem gut gefüllten Werkzeugkoffer gut unterstützen. 
Ihre Birgit Mallow

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Bild nach Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de