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(Gilbert Probst)

Was ist ein MVP?

Wenn es um Produkt-Releases geht, höre ich sehr häufig Formulierungen wie "das ist unser Release 1, also das MVP". Aber sind die Bezeichnungen Release und MVP wirklich gleich zu setzen?

 

Ein MVP ist ein Minimal Viable Product, also ein minimal lebensfähiges Produkt. Der Begriff gehört zur "Gedankenwelt" des Lean StartUp. Dort dient das MVP der Verprobung, ob eine Produktidee tatsächlich Grundlage eines tragfähigen Geschäftsmodells sein kann. Wir testen mit dem MVP also letztlich, ob und welche Produkteigenschaften ein Geschäftsmodell ermöglichen. Oft wird das MVP mehrfach modifiziert, um herauszufinden, welche Funktionalität oder Eigenschaft für die Kunden wirklich interessant ist. Das MVP dient also einem sehr schnellen Lernen über das Produkt und die Kunden bzw. den Markt und wird deshalb mit möglichst geringem Aufwand entwickelt. Im Vordergrund steht dabei, dem potentiellen Nutzer und Käufer frühzeitig etwas anzubieten, um Feedback zu erhalten und Kundenverhalten beobachten zu können. Anders als Prototypen sind MVP oft bereits konkrete Kaufangebote, aber von der internen Funktionalität noch rudimentär.

Ein mögliches Beispiel wäre ein Online-Shop, der im Internet Waren abbildet und den kaufinteressierten Kunden auch echte Warenkorb- und Bezahlfunktionen anbietet. Die Web-Masken des MVP sind aber noch nicht an ein Warenwirtschaftssystem angebunden und zum Online-Shop gibt es auch noch gar keine nennenswerte Lagerhaltung.

In letzter Zeit ist im Zusammenhang mit MVP noch der Begriff RAT aufgetaucht: RAT bedeutet Riskiest Assumption Test, also einen Test der risikoreichsten Annahmen zum Produkt. Oft liegen dem kritische Fragen zugrunde, mit deren negativer Beantwortung die Produktidee stirbt. Es empfiehlt sich also, das erste MVP im Sinne eines RAT zu starten, um Fehlentwicklungen und Sackgassen möglichst früh zu entdecken und unnütze Ausgaben zu sparen.

 

Unter einem Release verstehen wir die Version eines Produkts. Oft werden in einer Roadmap auch mehrere Releases über einen definierten Zeitraum eingeplant und den Kunden angekündigt. In dieser "Gedankenwelt" setzen wir also typischerweise voraus, dass das Produkt bereits tatsächlich ein tragfähiges Geschäftsmodell ist.

 

Von der Grundidee ist ein MVP also etwas anderes als ein Release. Definitionsklauberei finde ich aber wenig nützlich. Deshalb empfehle ich in der Praxis meinen agilen Teams, gemeinsam zu reflektieren, was mit einem verwendeten Begriff tatsächlich gemeint ist: Geht es uns darum, eine Produktidee zu verproben und zu einem tatsächlich tragfähigen Geschäftsmodell zu entwickeln? Oder ist das längst abgesichert und klar und wir entwickeln das Produkt in definierten Versionen? Je nachdem wie die Antwort ausfällt, werden wir den Umfang der Funktionalitäten, die zu entwickeln sind, bewusst festlegen. Wenn es dazu wirklich ein gemeinsames Verständnis gibt, ist der Begriff in meinen Augen letztlich zweitrangig.

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